Glücklicher Igel im Moos, © Stadt Bad Salzuflen

Der Eu­ro­päi­sche Igel

(Erinaceus europaeus)

Die Bestände des europäischen Igels sind in Europa in den vergangenen Jahren rückläufig. Die Gründe für sein Verschwinden sind vielfältig. 
Die Verarmung von Landschaften durch die Förderung von Intensivkulturen der Land-und Forstwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, aber auch das Fehlen von natürlichen Rückzugsorten sind nur ein paar Gründe von vielen. 

Zusätzlich erschweren die Folgen des Klimawandels mit immer stärkeren Dürren in den Sommermonaten das Überleben des Igels. Ein Ersatzlebensraum für die Tiere bieten dazu immer mehr urbane Siedlungsbereiche mit naturnah gestalteten Parks und Gärten, in welchen sie eine ausreichend gute Lebensgrundlage vorfinden.  Somit dienen städtische Lebensräume für den Igel als wichtige Refugien. Nichtsdestotrotz gibt es auch in diesen Bereichen zahlreiche Gefahren, welchen der Igel teilweise schutzlos ausgesetzt ist. 

Die Gefährdung des Igels – das leise Verschwinden 
Der Igel steht hierzulande unter Artenschutz und wurde im Jahr 2024 in Deutschland zum Wildtier des Jahres ernannt. Trotzdem geht die Population schleichend zurück. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat den Igel im Oktober 2024 auf der Roten Liste der Säugetiere offiziell als potenziell gefährdet eingestuft. Damit hat er die Kriterien der Stufe 3 (als vom Aussterben bedroht) nur knapp verfehlt. Somit wird der Igel nach § 7 Abs. 2 Nr.13 c Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) i. V. m. § 1 Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt.

Insektensterben bedeutet immer weniger Nahrung 
Der weltweite, alarmierende Rückgang der Insektenpopulationen verursacht durch das gleichzeitige Wirken mehrerer Ursachen, wie z.B. Klimawandel, Pestizideinsatz und intensive Land-und Forstwirtschaft, hat für den Igel gravierende Auswirkungen: Insekten dienen dem Igel als Hauptnahrungsquelle, da er zur Ordnung der Insektenfresser zählt und für seinen Winterschlaf ausreichend Fettreserven benötigt.  Des Weiteren ist die Milchproduktion der weiblichen Tiere bei der Aufzucht stark abhängig von der Nahrungsmenge. Bei einem unzureichenden Nahrungsangebot kann der Nachwuchs also nicht ausreichend versorgt werden. 

Chemischer Pflanzenschutz und Düngemittel - giftig für Igel 
Chemische Pestizide und Insektizide sowie Düngemittel stellen für Igel eine große Gefahr dar, denn die enthaltenen Wirkstoffe können zu schweren gesundheitlichen Schäden bis hin zum Tod führen. Des Weiteren wird einen Großteil der Insekten abgetötet, von denen der Igel sich ernährt. Somit sind die Tiere nicht mehr in der Lage ausreichend Nahrung zu finden.

Mähroboter - gefährlich für Igel
Entgegen der Beteuerung der Hersteller stellt ein unbeaufsichtigter Mähroboter für Igel eine große Gefahr dar, da Igel bei Gefahr nicht flüchten, sondern sich zusammenrollen.  Die Tiere werden oftmals von Mährobotern nicht erkannt, die scharfen Klingen der Geräte können die Tiere schwer verletzen oder sie gar töten. Vor allem junge Igel (bis ca. 200 Gramm) werden oft von dem Mährobotern komplett überrollt und getötet.

Schottergärten stellen keinen Lebensraum für Igel dar 
Schottergärten sind Grundstücksflächen, welche an Stelle von Bepflanzungen mit grobem Kies, Bruch- oder Schottersteinen auf Vlies oder Folie angelegt sind. Dadurch soll der Pflegeaufwand der meist exotischen Bepflanzung stark reduziert und eine vermeintlich pflegeleichte Fläche angelegt werden. Schottergärten lassen keine geschlossene, flächendeckende Vegetation zu, weil die oberste, belebte Bodenschicht, der Oberboden, nicht vorhanden ist.  Für den Igel sind Schottergärten lebensfeindliche Habitate, da die Tiere dort, aufgrund von fehlender heimischer Vegetation und Insekten, weder Versteckmöglichkeiten noch Nahrung finden können. 

Winterschlaf und Krankheiten
Durch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels verändert sich auch der Biorhythmus der Tiere. Sie gehen später in den Winterschlaf, da sie durch das knappere Nahrungsangebot mehr Zeit brauchen, um sich Fettreserven anzufressen. Jungtiere fressen sich häufig noch nicht genügend Fettreserven an und erwachen dann oftmals zu früh und unterernährt aus dem Winterschlaf. Des Weiteren verschiebt sich auch das Paarungsverhalten der Igel: Es kommt zu früheren Geburten, wodurch die Jungtiere niedrigen Temperaturen ausgesetzt sind. 

Als Insektenfresser fressen Igel nur dann Schnecken und Würmer, wenn das Nahrungsangebot an Käfern knapp ist. Diese übertragen oftmals Krankheiten (z.B. Lungenwürmer), gegen die das Immunsystem der Igel nicht ausreichend gewappnet ist. Dies führt zu einer Ausbreitung verschiedener Krankheiten unter den Tieren und gefährdet die Populationen.

Durch den Rückgang der natürlichen Lebensräume und die zunehmende Gefahr etwa durch den Verkehr oder Mähroboter müssen die Tiere immer weitere Strecken zurücklegen, um Futter und geeignete Verstecke zu finden.
 

FAQs - Un­ter­stüt­zung für den Igel

Was Sie tun und wie Sie helfen können
Wie kön­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger dem Igel hel­fen?

Der Igel mag es gerne naturnah und insektenfreundlich. Mit ein paar einfachen Tipps können Bürgerinnen und Bürger die Igel sogar in die heimischen Gärten locken:

  • Insektenfreundliche Blumenrasen oder Blumenwiesen anlegen, statt einen gepflegten „englischen“ Rasen. Dabei muss es nicht die ganze Fläche sein
     
  • „Wilde Ecken“ im Garten belassen, z.B. mit Laubhaufe, Steinen oder Zweigen. Sie dienen dem Igel als Tagesversteck und Schlafplatz
     
  • Totholz- und Steinhaufen anlegen. Dort legen Insekten ihre Eier ab und im späteren Verlauf entwickeln sich daraus die Larven, eine Hauptnahrungsquelle des Igels
     
  • Heimische Stauden, Gehölze und Bäume anpflanzen. Mit ihren ungefüllten Blüten locken sie
     
  • Insekten in den Garten und bieten dem Igel ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot
     
  • Kein Gift verwenden: Verzichten Sie auf jegliche Art von Gift im eigenen Garten
     
  • Schneckenkorn, chemische Herbizide und Insektizide und auch Rattengift werden vom
     
  • Igel über die Nahrung aufgenommen und können ihn töten.
Was tun bei ver­letz­ten oder kran­ken Igeln?

Da Igel nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt sind, darf die Aufnahme eines verletzten oder kranken Igels nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen. Es empfiehlt sich die Abgabe bei einer Igelstation oder eine Beratung durch diese. Unmittelbar nach der Gesundpflege muss der Igel wieder freigelassen werden. 

Erste Hilfe 
Im Allgemeinen sind Igel hilfsbedürftig, wenn sie krank oder verletzt sind, oder es sich um verwaiste Igelsäuglinge handelt. Folgende Anzeichen können Sie beachten:

  • Offene Wunden oder Verletzungen: In diesem Fall wenden sie sich bitte an eine fachkundige Beratungsstelle oder/und einen Tierarzt. 
     
  • Körperform: Igel mit einem guten Ernährungszustand habe eine rundliche, apfelförmige Körperform. Unterernährte Tiere weisen eine birnenförmige Körperform, also einen breiten Oberkörper und ein schmales Hinterteil, auf. Ein weiteres Zeichen der Unterernährung des Igels ist die sogenannte Hungerfalte am Hinterkopf.  
     
  • Verhalten: Kranke Igel sind apathisch. Sie zeigen sich teilnahmslos, rollen sich kaum ein und sind oft mager. Außerdem stehen die Augen nicht kugelig hervor, sondern sind eingefallen und schlitzförmig.
     
  • Körpertemperatur: Als Richtwert gilt: Wenn sich der Igel kälter als eine normal warme Hand anfühlt, ist er unterkühlt. Um den Tier zu helfen, sollte man den Igel auf eine in ein Handtuch eingewickelte lauwarme Wärmflasche legen.

Als zeitweiliges Ersatzfutter eignen sich Rührei (ohne Milch und Gewürze!) oder Katzenfutter (hoher Fleischanteil min. 60%). Auf keinen Fall dürfen Milch, Obst, Nüsse oder Küchenabfälle gefüttert werden!
 

Igel sind Insektenfresser und können pflanzliche Nahrung nicht verwerten. Sie können nur tierisches Eiweiß verwerten. Das Verdauungssystem und der Kauapparat der Igel sind dafür nicht ausgelegt. Fütterung und medizinische Behandlung dürfen erst nach Erreichen der normalen Körpertemperatur von ca. 37 °C erfolgen.

Kontakt Igel

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Rudolph-Brandes-Allee 14
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