Mahn­mal "Ste­fan Bo­lew­ski"

32108 Schötmar
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Der Tod des polnischen Zwangsarbeiters Stefan Bolewski

Chronik eines Verbrechens

  • Ende 1939
    Stefan Bolewski, damals 28 Jahre alt, wird nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen als Kriegsgefangener in das Deutsche Reich verschleppt.
  • Januar 1940
    Ankunft polnischer Kriegsgefangener in der lippischen Gemeinde Ehrsen-Breden (seit 1969 Stadtteil von Bad Salzuflen). Stefan Bolewski wird einem 20-köpfigen Arbeitskommando zugeteilt, das im Saal der Gaststätte Wellenbüscher untergebracht ist. Von der Gaststätte aus wird er an jedem Arbeitstag unter Bewachung der Wehrmacht zu seinem Arbeitsplatz, auf den Hof Limberg in Ehrsen-Breden, geführt.
  • August 1940
    Überführung des Kriegsgefangenen in ein ziviles Arbeitsverhältnis. Als Pole muss Stefan Bolewski auf der rechten Brustseite seiner Kleidung, immer deutlich sichtbar, einen aufgenähten Buchstaben P (in violetter Farbe auf gelbem Grund und violett umrahmt) tragen. Damit war er, wie es in der Sprache der Nazis hieß, jederzeit als „Fremdvölkischer“ zu erkennen. Als „Zivilarbeiter“ darf der zur Zwangsarbeit verpflichtete Stefan Bolewski auf dem Hof Limberg wohnen. Dort entwickelt sich im Laufe des Jahres 1940 eine Liebesbeziehung zu einer dort tätigen Tagelöhnerin.
  • Anfang Januar 1941
    Denunziation der Liebesbeziehung durch einen Nachbarn.
  • 11. Januar 1941
    Verhaftung von Stefan Bolewski und der Geliebten durch die in Bielefeld ansässige Geheime Staatspolizei (GESTAPO). Auf Empfehlung der GESTAPO verurteilt das für Lippe zuständige Sondergericht Stefan Bolewski wegen des ihm zur Last gelegten „Geschlechtsverkehrsverbrechens“ zum Tod durch den Strang. Gegen seine Geliebte wird eine vierjährige Haftstrafe verhängt, die sie im Konzentrationslager Ravensbrück verbüßen muss.
  • 28. Juli 1941
    Stefan Bolewski wird in einem Steinbruch in Breden unter den Augen zahlreicher Schaulustiger hingerichtet. Zur Abschreckung werden anschließend „80 bis 100 männliche Polen an dem Erhängten vorbeigeführt.“
  • Nach 1945
    Weder der Richter noch der Denunziant werden nach dem Ende der NS-Diktatur für die aus rechtsstaatlicher Sicht als Mord zu bezeichnende Hinrichtung zur Verantwortung gezogen. Die Tat bleibt ungesühnt.
  • 10. Januar 2025
    Auf Initiative des Bad Salzufler Ratschlags für Vielfalt, Toleranz und Respekt wird zur Erinnerung an das Schicksal des 1941 ermordeten polnischen Zwangsarbeiters Stefan Bolewski dieses von Bildhauer Helmut Schön geschaffene Mahnmal errichtet. Es dient zugleich als Mahnung an die Lebenden, stets wachsam zu sein, damit in unserem Land nie wieder Menschen ihrer Rechte und Würde beraubt werden.
    (Text: Franz Meyer)

 

Der Bad Salzufler Ratschlag dankt folgenden Spenderinnen und Spendern für ihre großzügige Unterstützung bei der Erstellung des Mahnmals:

  • Frau Gabriele Diermann-Beermann
  • Lions Club Bad Salzuflen
  • Ehepaar Christine Klett-Esters und Wolfgang Esters

Titelbild: 
Die historische Aufnahme zeigt die polnische Familie Bolewski 1935 anlässlich der Hochzeit eines der Brüder von Stefan Bolewski (hintere Reihe, Zweiter von links), der sechs Jahre später in Bad Salzuflen hingerichtet wird. Der jüngste Bruder, der 2023 verstorbene Antoni Bolewski, steht in der ersten Reihe ganz rechts.

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